Die Vision des Vereins
“Nur das gemeinsame Symbol-Erleben, nicht abstrakte Erklärungen, können die Menschheit einigen.”
(Georg Baudler)
Auf dieser Grundlage baut die Idee der “Oase des Weltfriedens” auf. Die parkähnliche Anlage möchte ein Ort sein, der es durch seine Symbolsprache ermöglicht, alle Menschen so zu inspirieren, dass sowohl die eigene Identität gestärkt als auch die Dialogfähigkeit mit Anderen gefördert werden kann.
Bei der “Oase des Weltfriedens” handelt es sich um ein bewusstseinsbildendes Zentrum, das alle Besucherinnen und Besucher ins gleiche (gebaute) Bild setzen und vermitteln will, wie ein Leben und Zusammenleben in Frieden, Freiheit und Würde gelingen kann. Wer “im Bilde” ist, kann sich besser verständigen; ein Dialog kann leichter gelingen.
Unterwegs zum Frieden
Referenzen
Referenzschreiben -
Herr Prof. Dr. Dr. hc Karl-Josef Kuschel, Universität Tübingen
Religionen sind in unserer Weltstunde nicht allein Quellen des Friedens und der Versöhnung. Sie werden gebraucht und missbraucht zur Spaltung der Menschen, zur Rechtfertigung von Hass und Gewalt, zur Unterdrückung und Verfolgung von Andersglaubenden und Anderslebenden.
Auch ist die Kenntnis von den grossen religiösen Traditionen der Menschheit wechselseitig erschreckend unterentwickelt. Menschen leben vielfach noch nebeneinander, nicht miteinander. In einer kommunikativ und ökonomisch immer stärker vernetzten Welt kann dies zur Gefahr für Spannungen und Konflikten werden. Fanatismen und Extremismen finden Nahrung.
In dieser Weltstunde ist das Projekt „Oase des Weltfriedens“ ein eindrucksvolles Gegenzeichen, optisch-visuell und sachlich-inhaltlich. Dieses „spirituelle Zentrum“ kann buchstäblich erwandert werden. Menschen werden wieder das, was alle grossen Religionen Ihnen nahelegen: zu homines viatores, zu Pilgernden, Menschen also auf dem Weg zu ihrem „Zentrum“, das religiöse Menschen „Gott“ oder „das Absolute“, nichtreligiöse „höchsten Wert“ nennen.
Die Wanderschaft durch die Anlage ermöglicht meditative Entschleunigung und so eine Konzentration auf die je eigene Mitte ebenso wie eine breite Information über die Religionen der Menschheit, vergangen oder gegenwärtig. Und sie konfrontiert den Wandernden schonungslos auch mit einem Phänomen unserer Zeit: dem Agnostizismus oder Atheismus als geschichtlichem Gegengewicht gegen den oft himmelschreienden Missbrauch der Religionen in Geschichte und Gegenwart. Hat doch die Religionskritik ihr eigenes Recht und ihre eigene Würde.
Ich bin davon überzeugt: Wer sich einmal der Erfahrung dieser Anlage mit allen Sinnen, mit Herz und Hirn ausgesetzt hat, wird die unsere Welt, ihre Nöte und Hoffnungen, anders sehen. Er wird staunen über die Schönheit und den spirituellen Reichtum der Religionen, aber auch erschrecken über ihre Schändung und Vergewaltigung. Und er wird begreifen, was einer der grossen jüdischen Denker des 20. Jahrhunderts, Martin Buber, in den Satz gefasst hat: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“. Ich wünsche diesem Projekt der Hoffnung alle nur denkbare Unterstützung, damit Menschen aus allen Religionen und Weltanschauungen in der Begegnung mit ihm ihre Mitte und ihren Frieden finden.
Von: Karl-Josef Kuschel karljosef.kuschel@uni-tuebingen.de
Gesendet: Mittwoch, 14. September 2016 10:06